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Von B und C / Of B and C, Barbara Hahn, Christine Zimmermann, Hg. Christoph Merian Verlag, 26 x 32,5 cm, 128 Seiten, japanische Bindung, Schweizer Broschur, 18 Seiten Aussenbooklet, Euro 29,–

Die schweizer Grafikerinnen Barbara Hahn und Christine Zimmermann legen eine bibliophile und kulinarische Publikation vor, die neue Visualisierungsformen der Bildstatistik erproben will. Öffnet man die schöne Broschüre in japanischer Bindung, findet man auf den geschlossenen rosaroten Seiten bürokratisch anmutende handschriftliche Notizen zur Kommunikation, Ausgaben, Lektüre, Besuchern, Arbeitsphasen oder Joghurtkonsum. Rasch hat man verstanden, dass die Daten das Projekt selbst, ihre Diplomarbeit, umkreisen. Trennt man die zusammengeklappten Seiten aus dem Rücken heraus, entfalten sich großformatige Plakate mit vielfältige spielerischen Visualisierungen, die filmisch den Arbeitsprozess wiedergeben.

Im Klappentext ist von Wissensgesellschaft, vom Ertrinken in Information und dem Hungern nach Wissen die Rede. Doch die Visualisierung von Wissen beginnt bereits mit ihrer thematischen und statistischen Auswahl. Mit charmantem Humor wird hier umschifft, dass es sich um einen Platzhalter an Information handelt, um Information, die selbst kaum Wert hat, außer Daten zu liefern, die sich geduldig visualisieren lassen. So witzig auch Joghurtkonsum oder die Insektenliste sein mögen, drängen sich letztlich Fragen auf:
Ist es nicht typisch für eine Zeit der Überinformation, sich durch einen selbstreferentiellen Gestaltungsreflex einer thematisch relevanten Auseinandersetzung zu entziehen?
Braucht es „neutrale Daten“, um sich dem visuellen Experiment ungestört widmen zu können?
Und wäre nicht die Suche nach einem Thema, das die erhellende Leistung innovativer Infografiken wirklich einfordert und beansprucht, noch lohnender gewesen?


Erwin K. Bauer

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