Quicksearch

Impressum

museum.jpg

Museumsarchitektur, Renzo Piano, Hatje Cantz, Ostfildern, 216 S., 170 farbige Abb., 73 Zeichnungen, Euro 49,80

Manche bezeichnen ihn als Chamäleon, denn seine Anpassungsfähigkeit an die konkrete architektonische Aufgabe ist aussergewöhnlich. Deutlich zu sehen ist dieses Phänomen des Wandels an der Gegenüberstellung zweier Arbeiten, die Renzo Piano für die Museumswelt schuf. Auf der einen Seite steht das 1977 gemeinsam mit Rogers fertiggestellte Centre Pompidou, das durch seine signifikante Trägerkonstruktion, die Gerberetten, die aussenliegende Erschliessung, einem radikal offenen, flexiblen Raumkonzept und dem anfänglichen Verzicht auf Eintrittsgelder zum durch und durch offenen Kunsthaus wurde. Auf der anderen Seite steht das Haus der Menil Collection in Houston für eine Privatsammlung moderner, aber auch historischer Skulpturen und Gemälde. Piano inszeniert das Tageslicht über ein System von Lamellen an der Decke. Ganz dem Wunsch des Bauherren entsprechend, die Objekte möglichst bei natürlichem Licht betrachten zu können, werden die Objekte im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zum Leben erweckt. Piano bezeichnet die sorgfältig gestalteten Räume als „heilig“. Sie haben eine ideelle, transzendentale, der Kontemplation zuträgliche Qualität. Das Centre Pompidou hingegen ist ein praktisch eingerichteter Ort für das Alltägliche und einen festlichen gesellschaftlichen Austausch. Seine nachfolgenden Museumsbauten nahmen beide Pole in sich auf und vereinen das profane und das sakrale auf kontrastreiche Weise. Im Zentrum steht oft der „profane“ zentrale Raum, in dem man sich trifft und austauscht. Daran docken die „sakralen“ Räume der Kunstbetrachtung an, in denen nichts von den Werken ablenkt. In diesem Buch sind 18 bekannte Bauten wie die Beyerle Foundation in Basel, das Zentrum Paul Klee in Bern oder das Kulturelle Zentrum in Noumea im Südpazifik umfassend dokumentiert. Modelle, Skizzen und Objektfotografien porträtieren Projekte und lassen die Haltung einer der wichtigsten Museumsarchitekten unserer Zeit spürbar werden.

(Erwin Bauer)

< voriges Buch
nächstes Buch >