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Marte.Marte Marte, Stefan; Marte, Bernhard, 2008, 415 p. mit zahlr., z. T. farb. Abb., Hardcover, Euro 58,80, SpringerWienNewYork

Architekten tragen schwarz. Dieses Buch trägt auch schwarz. Es hebt sich schon auf den ersten Blick von anderen Publikationen durch den perfekt gemachten schwarzen Schnitt ab. Auf dem schwarz glänzenden Deckel des Buches ist nur der Titel in grossen Lettern matt ausgespart. Die GestalterInnen des Büros Gassner aus Vorarlberg spielen souverän mit Oberfläche und Glanz, lassen den Buchblock als Monolith erscheinen.

Auch der Einstieg, das Vorsatzpapier und die ersten Seiten, sind vollkommen schwarz bedruckt. Die Farbe liegt durchgängig homogen auf dem Papier als wäre es durchgefärbt. Einzig der weiss ausgesparte Text hebt sich ab. Den inhaltlichen Auftakt bildet eine Schwarz-Weiss-Portätfotostrecke der Bauherren, durchaus ungewöhnlich für ein Architekturbuch, das im Regelfall ausschliesslich das Gebaute abbildet. Hier stehen aber die Menschen im Mittelpunkt, werden Ausgangspunkt und Auslöser gebauter Räume. Sie stellen den Kern der Planungsphilosophie der Vorarlberger Architekten Marte und Marte im Dienste der Bauherren und - frauen dar.
Beim Weiterblättern bleibt das Redaktionskonzept schlüssig und radikal zugleich. Zuerst nähert man sich den Gebäuden von außen, erst im nächsten Abschnitt betritt man die Innenräume, sieht danach Grundrisse, Schnitte und Modelle. Den Abschluss bildet eine Porträtstrecke der Architektinnen und setzt damit einen Kontrapunkt zum Einstieg, komplettiert die Geschichte und schließt sie gleichzeitig als Rahmenhandlung.
Die visuelle Sprache des Buches ist klar, schnörkellos und konsequent wie die Architektur der Auftraggeber. Es ist den Protagonisten dieses Projektes zu gratulieren: Den Architekten für den Mut zur ungewöhnlichen Gestaltung, dem Verleger und Drucker für Weitsicht und Präzision und den GestalterInnen für das dramaturgische Verständnis und den geschärften Blick bis in die letzte Konsequenz. Dieses Buch hat sich nicht nur die Silbermedaille der schönsten Bücher der Welt, sondern auch einen Platz im Bücherregal jedes bibliophilen Bücherfreaks verdient. Es lohnt sich, es immer wieder in die Hand zu nehmen - mit gebührender Sorgfalt und Anerkennung - denn nur so kann man dieses Ausnahmewerk genießen.


Erwin K. Bauer

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