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Arjun Appadurai, Die Geographie des Zorns, edition suhrkamp 2009, 160 S., Euro 12,- |
Appadurai, in Bombay geboren und in New York lebend, ist einer der renommiertesten Anthropologen der Gegenwart. In dieser hervorragenden, komplexen und mehrere Subthemen und –thesen vereinigenden Textsammlung untersucht er die Verbindungen von Globalisierung und Gewalt gegen Minderheiten. „Bevor wir nicht verstehen, auf welche Weise die Globalisierung neue Formen des Hasses, des Ethnozids und des Ideozids hervorbringt, werden wir auch nicht wissen, wo wir Hoffnung für die Globalisierung schöpfen und wie wir die Hoffnung globalisieren können.“ (A.A.) Ausgehend von seiner Beobachtung, dass die 1990er Jahren eine „Epoche der Massengewalt“ und ethnischen Säuberungen waren, untersucht Appadurai die Idee des „nationalen Ethnos“ und kommt zu der These, dass ein „relativ direkter Weg von der Ideologie des nationalen Geistes über die totalitäre Kosmologie der Heiligen Nation zum Wahn der ethnischen Reinheit und zu ethnischen Säuberungen führt.“ (A.A.) Seine Schlussfolgerung: Die kulturell bedingten, kollektiven Gewaltausbrüche entstanden aus einem Zusammenspiel von Globalisierung, Verunsicherung und Angst vor Unvollständigkeit. Oder mit Philip Gourevitchs Worten: „Genozid als Vergemeinschaftsübung“. Den Titel erklärt Appadurai als „räumlichen Niederschlag einer komplizierten Wechselwirkung zwischen entfernten Ereignissen und intimen Ängsten, zwischen versetzten Grenzen und ungeschriebenen Ordnungen.“