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Vermeer Die Malkunst, Spurensicherung an einem Meisterwerk, Kunsthistorisches Museum, Residenz Verlag 2009, Hg. Sabine Haag, Elke Oberthaler, Sabine Pénot, 335 S., zahlr. Farbabb., Euro 35,- |
Die Zeit der Blockbuster am Kunsthistorischen Museum ist vorbei. Der neue Schwerpunkt heißt Forschung und eigene Sammlung – und das ist eine großartige Entscheidung, verfügt das Museum doch über einige der beeindruckendsten Meisterwerke weltweit. Den Auftakt macht jetzt Johannes Vermeers Meisterwerk „Die Malkunst“. Das Bild steht im Zentrum einer kleinen, aber weitreichenden Ausstellung. Anhand von Requisiten wie der Leuchter, die Tapisserie und eine Rekonstruktion des Schlitzwamses werden einzelne Bildelemente einzeln vorgeführt und neu interpretiert. Dazu gehört auch Sabine Pénots im Katalog ausgeführte These, wonach die Maske Apollo als Schutzgott der Malerei zeigt. Ergänzt werden die Details mit zeitgenössischen Werken, George Deems exakte Imitation der geheimnisvollen Landkarte im Hintergrund von 1982 bis zu Maria Lassnigs Animationsfilm. So präsentiert das KHM das Bild einerseits in seiner kunsthistorischen Komplexität und andererseits in seiner Bedeutung für die Malerei und für Maler. In der Ausstellung kommen aber auch Fragen zu Vermeers Maltechnik, nach perspektivischen Konstruktionshilfen und technologische Aspekte in den Blick. Mit dieser Ausstellung, die hoffentlich zu einem festen Format des KHM werden wird, ist ein neuer, mutiger Weg geschritten, und mit dem Katalog ist dank der Beiträge internationaler Vermeer-Kenner und den Ergebnissen technologischer Untersuchungen ein großartiges Standardwerk entstanden, das in keiner kunsthistorischen Bibliothek fehlen dar.