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Maschen der Kunst, Christan Janecke, zu Klampen Verlag 2011, 237 S., Euro 19,80

Humorvoll, brillant und scharf analysiert Christian Janecke unseren aktuellen Kunstbetrieb. Schon der zentrale Begriff bringt es auf den Punkt: Denn „Maschen“ sind keineswegs ein schmeichelhaftes, sondern ein „probantes bis abgegriffenes Mittel zu aufwandsarmer Effekterzielung“, schreibt der Kunsthistoriker in seiner Einleitung. Was dann folgt, sind 36 großartige Kapitel zu perfekt gewählten Stichworten: „Beiläufigkeitskultivierung“ als „ostentatives Antistrebertum“, wie Carsten Nicolais bemühte Unauffälligkeit, dem man aber auch „Eleganzerzwingung“ nachweisen könnte, oder Gerwald Rockenschaubs Billiglook seiner Materialien auf der documenta 12; „Belanglosigkeitsausdifferenzierung“ wie Simone Demands Fotografien, wenn Sinnloses auf latenten Sinn hin untersucht wird und “dürftigsten Anhaltspunkten für etwaige Zusammenhänge großes Gewicht“ beigemessen wird; „Dimensionsblähung“, also sinnfreie Dreidimensionalität wie Thomas Scheibnitz´ Plastiken von Zahlen; die wunderbare Masche des „Durchschnittchen“, die Durchschnittbilder in „Schlechthinnigkeit“ zu verwandeln vorgibt; „Filmhuberei“ wie Sarah Morris´ Filme ohne Malerei und Malerei ohne Film, die jeweils im „Modus des Stumpfschmerzes“ mitgeführt werden; „unangefochtener Meister ausgeschöpfter Gleichverteilungshaftigkeit“ ist Andreas Gursky mit seiner Technik des „visuellen Einmachens“. Man möchte eigentlich das ganze Buch zitieren, so treffend sind Janeckes Beobachtungen und Wortschöpfungen, so demaskierend sind seine Analysen – und so erschreckend ist die Erkenntnis am Ende, dass die zeitgenössische Kunst sich offenbar tief in den Techniken der Maschen verheddert hat.

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