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Orhan Pamuk, Cevdet und seine Söhne, Hanser Verlag 2011, 664 S., Euro 24,90

Mit 23 Jahren hatte Pamuk beschlossen, doch nicht Maler zu werden, auch nicht der Ausbildung an der Technischen Universität zu folgen, sondern nur mehr als Schriftsteller zu arbeiten. Sieben Jahre später, 1982, erschien sein erstes Buch: „Cevdet und seine Söhne“, das jetzt als Roman im Hanser Verlag auf deutsch mit einem Nachwort des Autors vorliegt. Im Nachhinein habe er sich lange für diesen Roman geschämt, schreibt er, weil seine Geschichte eng an die europäischen Bildungs- bzw. Familienromane angelehnt sei. „Heute denke ich“, schreibt Pamuk weiter, „er hat seine stärksten Seiten darin, dass er fühlbar macht, wie die unbarmherzige Militär- und Staatsmacht Ankaras im Istanbuler Alltagsleben als dumpfe Bedrohung wahrgenommen wurde.“ Dies und vor allem das leise Miterleben der Türkei im Umbruch macht diesen Roman zu einer auch historisch wichtigen Lektüre. Die Zerrissenheit der Hauptfiguren zwischen Tradition und Neuzeit, das Zerbrechen alter Familienstrukturen, kleine Veränderungen in der Rolle der Frau, die Ambivalenz dem Nationalismus gegenüber – all diese Themen vereint Pamuk großartig innerhalb der Geschichten rund um die Familie Cevdet. Ein perfektes Buch, um die Vielschichtigkeit der türkischen Gesellschaft verstehen zu lernen! Und ein überzeugendes Frühwerk des Meisters der türkischen Literatur.

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