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Sarah Kuttner, Mängelexemplar, Roman S. Fischer, 262 S., Euro 14,95

Alles dreht sich um die Depression. Nicht irgendeine, sondern ein lange übersehenes, völlig unterschätztes, mittlerweile chronisches Seelenleiden. Die junge Autorin – 1979 in Berlin geboren, als VIVA-Moderatorin und Kolumnen-Schreiberin der SZ bekannt – erzählt in humorvoller Leichtigkeit von dem unerwarteten Tiefgang – und spiegelt damit in der Sprache genau das Problem: die junge Heldin Karo ist lustig und amüsant, ganz das Gegenteil dessen, was man sich unter einer Depressiven vorstellt. Aber unnahbar. Und ungezügelt wütend manchmal. In dieser Kombination schafft es Kuttner, dass sich nahezu jede Leserin, vielleicht auch Männer, keine Ahnung, ob, darin wieder finden, während der Lektüre in sich hineinhorchen und ihre eigene Fassade befragen. Karo ist ein „Musterexemplar unserer Zeit“, dass sich als „Mängelexemplar“ erweist, voller Angst, die nicht nur von traumatischen Kindheitserlebnis herrührt, sondern viel weiter reicht. Genau darin ist dieses Buch ein hervorragender Spiegel unserer Zeit, ist Karo ein Prototyp der postemanzipierten Frauen in ständiger emotionaler Überforderung. Spannend, humorvoll, herausfordernd, ist „Mängelexemplar“ ein absolutes Muß der Sommerlektüre – im Winter kann das Buch zu gefährlich werden.

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