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Andrea Busfield, Mauertänzer, Atrium Verlag 2009, 334 S., Euro 19,90 |
Es ist der bewegendste Roman dieses Jahres, ein Buch, das zur absoluten Pflichtlektüre der gesamten Tageszeitungsleserschaft ab 14 Jahren gehören muss. Ein Buch, das jede Schule anschaffen und zum festen Lesestoff erklären sollte – wichtiger als Pisa und Bologna zusammen: die Geschichte des Kabuler Jungen Fawad. Denn hier wird aus der Perspektive eines afghanistanischen Jungen von einem Land erzählt, das wir nur noch als dumpf und düster, als Krisenherd und mittelalterliches Katastrophengebiet kennen. Den Menschen hier gibt die Autorin, die als britische Journalistin in Kabul lebte, ein Gesicht, ein Leben und einen Alltag zurück. Fawad zieht mit seiner Mutter in das Haus von Europäern, zu dem trinkenden Journalisten James, zur lesbischen May und zu Georgie, die seine Sprache spricht. In der Liebe zwischen Georgie und einem mächtigen Afghanen kommt die Geschichte des Landes zur Sprache, von der Herrschaft der Taliban bis zu gesellschaftlichen Tabus und der Macht der Religion. Im Aufeinandertreffen des Jungen mit den abgeklärten Europäern vermag es Busfield, ein aufwühlendes Bild des Landes, der Kontraste und Hoffnungen, der Unmöglichkeiten und vor allem des Alltags zu vermitteln – voller Mitgefühl und tiefer Anerkennung der Unterschiedlichkeiten. Ein Buch, das es schafft, dass man an Afghanistan anschließend mit anderen Gefühlen denkt – und das hoffentlich bald verfilmt wird.