Basler Schule – dieser Begriff steht für klassische Schweizer Grafik, für handwerklich ausgefeilte Arbeit, für gründliche Untersuchungen visueller Phänomene und oft für erstaunlich einfache, aber pointierte Ergebnisse. Moritz Zwimpfer, ein Schweizer Grafiker mit vielen Jahre Lehrerfahrung an der Schule für Gestaltung Basel, hat sich diesem Arbeitsstil verschrieben.
Seine Felduntersuchung zur persönlichen Interpretation von Farben ist in diesem kleinen quadratischen Büchlein zusammengefasst. 32 akkurat ausgewählte Farben sind kreisrund auf die rechten Seiten aufgetragen, links finden sich höchst subjektive Kommentare seiner DesignstudentInnen, die versuchen, die persönlichen Eindrücke zur Farbe anschaulich zu beschreiben. Diese Kommentare geben sich meist poetisch, inspiriert und oft untereinander widersprüchlich, denn die Wahrnehmung von Farben ist höchst subjektiv.
So findet man zu einem leicht angegrauten Hellblau/Taubenblau zwei Aussagen:

warm
ruhig
beruhigend

und

der Himmel
verdunkelt sich
langsam,
am Abend
wird es regnen.

So wird rasch klar, dass für ein und dieselbe Farbe bei verschiedenen Menschen ganz verschiedene Emotionen abgerufen werden. Jeder Designer hat schon die Erfahrung gemacht, dass ein hervorragend ausgewogenes und gut argumentiertes Farbkonzept beim Auftraggeber nicht ankommt, weil seine persönlichen Erfahrungen, dessen Alter und auch seine Tagesverfassung Farben anders wirken lassen. Und doch können professionelle Gestalter Farbe genauer sehen, differenzieren und artikulieren lernen. Genau diese Sensiblilisierung bietet dieses Buch ganz assoziativ und bildlich über seine eigene poetisch-literarische Form, einem Gedichtband der Farben.

Erwin K. Bauer