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Design, Architektur & Kunst in Farbe, von Barbara Glasner und Petra Schmidt, Birkhäuser 2010, 320 S., 317 Abb. in Farbe, Euro 59,90

Farbe ist höchst subjektiv und persönlich gefärbt, heißt es sinngemäß im Vorwort dieses Buches. Es will einen neuen Zugang zur Gestaltung mit Farbe bieten - ein intensives, inspirierendes Farberlebnis anhand von Beispielen aktueller Künstler und Gestalter bieten, plakativ angewendet und überraschend eingesetzt. Namen wie MVRDV, Imi Knoebel, Thomas Demand, Maison Martin Margiela oder Roman & Erwan Bouroullec dürfen hier nicht fehlen. Die chromatische Bilderreihe liest sich wie eine Zeitgeistaufnahme akuteller Gestalterposititionen: allesamt bekannt und anerkannt, aber in ihrer erzwungenen Aneinanderreihung im Namen der Farbe zur Beliebigkeit degradiert. Die Idee, den Focus auf die konzentrierte Betrachtung der Farbe im Werk der Gestalter zu focussieren, lässt alle anderen Gestaltungsfaktoren naturgemäß zurücktreten. Damit erscheinen die oft komplexen oder raffinierten Arbeiten allzu oberflächlich oder simpel.
Spannender stellt sich Teil 2 des Bandes: Chroma Choice dar: Hier sprechen etwa Sauerbruch Hutton darüber, wie Farbe für sie zum Werkzeug wird. Der Künstler Rupprecht Geiger propagiert seine These „Rot macht high“, UN Studio führt Farbe auf seinen Ursprung, das Licht und seine Reflexion auf verschiedenen Oberflächen, zurück. Gerhard Richters Farbtafeln verweisen noch weiter zurück - auf das Sehen selbst. Hier beginnt die Lektüre spannend zu werden, zur Vertiefung einzuladen und knappe Einstiege in die substanzielle Auseinandersetzung mit Farbe zu bieten. Allzu kurz sind diese Teasertexte ausgefallen. Sie deuten nur an, was der Leitfaden für ein substanzielles Buch über Farbe hätte werden können.
Die Co-Autorin dieses Buches, Petra Schmid, hat mit ihrem aktuellen hervorragenden Buch über Papier mit dem Titel „Unfolded“ bewiesen, dass das sehr gut möglich ist.


Erwin K. Bauer

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