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GRID. Zeitschrift für Gestaltung / Graphic & Industrial Design, dt./e. € 15,50 - erste Ausgabe 116 Seiten

Beim Gedanken an eine neue Designzeitschrift fragt man sich: Welcher Inhalt ist es wert, gelesen zu werden, worauf kann man verzichten, was bereits über bestehende Magazine in Print und Web abgedeckt wird? Doch oft ist es nicht die Frage eines absolut revolutionären Contents, sondern vor allem die Frage seiner Aufbereitung, Zusammenstellung und Präsentation. Die Redaktion von Grid rund um den von der Zeitschrift „form“ kommenden Chefredakteur Gerrit Terstiege setzt auf aktuellen, aber durchaus erwartbaren Content, die Platzierung von gängigen Themen und bekannten Design-Persönlichkeiten. Allerdings zeigt sich in der ersten Ausgabe zum Thema „Start“ sehr rasch, dass der Focus auf Interviews mit und Porträts von DesignerInnen und DenkerInnen einen sehr persönlichen Zugang eröffnet. Die Idee, den Blick auf die Hintergründe des Design zu werfen, wie es im Editorial heißt, wird dadurch konsequent umgesetzt.
So blickt Jessica Walsh, die neue PartnerIn von Stefan Sagmeister - illustrativ inszeniert von Jonathan Puckey - vom Cover, die Brüder Bouroullec zeigen das Making of ihres neuen, reduziert gestalteten Stuhls für eine dänische Schule und Erik Spiekermann erzählt über Gründen, Scheitern und den Neuanfang mit seinen Designagenturen, denen er letztlich immer zu Höhenflügen verholfen hat. Alle diese Insights stellen die Persönlichkeiten, deren Arbeitsweise und Expertise, in den Focus. Grid liefert Informationen aus „erster Hand“.
So spannt sich der Bogen von Projektvorstellungen im Visuellen und im Industrial Design bis zu New Media, wo das neue Buch „Branded Interactions“, sicherlich eine der spannendsten Neuerscheinungen, ausführlich vorgestellt wird. Die Book Review über die neueste Newson-Biografie bietet substanzielle Buch-Kritik, die über den gewohnten Blick auf Thema und Gestaltung hinausgeht. Kritisiert wird vielmehr die inhaltliche Aufbereitung von Design sowie die Sinnhaftigkeit allzu klassischer Buchstrukturen. Was normalerweise zu kurz kommt, findet hier genau den Raum, der einen neuen Blick eröffnet.
Gui Bonsieppe, Mitglied des gut aufgestellten Advisory Boards des Magazins, spendet in der Rubrik Theory einige folgerichtige Gedanken zur omnipräsenten Krise und schlägt den Bogen von der Gesellschaft im Allgemeinen bis zum Design im Speziellen. Doch mehr als ein sanftes Anstoßen von Gedanken lässt sich in der Kürze seines Artikels kaum erreichen. Fast hat man das Gefühl, nicht in einem Print Medium, sondern in der digitalen Welt unterwegs zu sein.
GRID informiert also sehr gut über neue Entwicklungen im Design, ist mit seinem klaren Design aus der Hand des Studios von Mario Lombardo angenehm zurückhaltend, könnte aber durchaus die Qualitäten eines Print-Magazins stärker fokussieren, um sich von Inhalten im Netz noch deutlicher abzuheben.

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