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Österreichisches Grafikdesign im 20. Jahrhundert, Hg. Design Austria, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2008, 560 S., zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover, Euro 35,20

Anita Kern, selbst Grafikdesignerin, hat mit diesem Buch eine Lücke geschlossen. Über die Geschichte der Plakatkunst um 1900 oder auch über Österreichs Exildesigner des frühen 20. Jahrhunderts findet man ausführliche Literatur, doch spätestens nach 1945 ist gründliche Information schwer aufzutreiben. Hat das österreichische Grafikdesign da an gesellschaftlichem Stellenwert verloren, gab es keine guten Gestalter mehr oder ist es einfach darauf zurückzuführen, dass die Designforschung eine so junge Disziplin ist, die sich mit der jüngeren Vergangenheit kaum beschäftigt hat? Ihr Buch steht bezeichnend für das beginnende Selbstbewusstsein der noch jungen Disziplin.
Kern beginnt mit dem Grafikdesign der Pioniere vor 1945, verschränkt gesellschaftliche Bedingungen und Gestaltung miteinander - in dieser Zeit wird die Basis österreichischen Grafikdesigns gelegt. Große Persönlichkeiten, wie Herbert Bayer, Hermann Kosel oder Joseph Binder werden porträtiert, ihre wichtigsten Arbeiten vorgestellt. Dann wechselt das Buch in den Rhythmus der Dekaden des 20. Jahrhunderts, beschreibt den prägenden Zeitgeist, Stil und Gestalterpersönlichkeiten der jeweiligen Zeit schlüssig und klar. Sie endet mit zwei lebendigen Porträts, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: mit Stefan Sagmeister, dem erfolgreichen Superstar im Ausland und dem 1908 geborenen Alfred Proksch, dem Grafikdesigner des Jahrhunderts, der alle Phasen durchlebte, von den 20er Jahren über den 2. Weltkrieg bis zum Wiederaufschwung nach 1945. Er war nicht nur langjähriger Präsident des Berufsverbandes, sondern erlebte auch in seiner Arbeitskarriere bis zum stolzen Alter von 70 Jahren den permanenten Wandel des Berufsbildes - und das ist eine der wesentlichen Botschaften dieses selbstverständlich und gründlich gemachten Lexikons - der Beruf des Grafikdesigners ist einer, der sich permanent ändert - man darf gespannt sein, wohin die Reise noch geht.
(Erwin Bauer)

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