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Kopf an Kopf Poster Collection 19, hg. vom Museum für Gestaltung Zürich, Lars Müller Publishers, 16,5 x 24 cm, 192 Seiten, 120 Abbildungen, Softcover, 29,90 |
„Die Kunst des Regierens besteht darin, die größere Hälfte der Nation zufrieden zu stellen und die kleinere nicht zu vergrämen.“ Dieses Zitat des ehemaligen französischen Premierministers Edgar Faure zeigt den Balanceakt, den jeder Politiker bestehen muss, auf. Gleichzeitig erklärt die bedingungslose Mehrheitsfähigkeit, warum im vorliegenden Band viele der Plakate nicht außergewöhnlich und innovativ gestaltet erscheinen. Sie folgen durchschnittlichen anerkannten Regeln und brechen selten aus, es sei denn, es handelt sich um Karikaturen oder Ikonen, die sich selbständig weiterentwickelt haben, wie etwa das Porträt Che Guevaras.
Trotz aller Uniformität lassen sich vielfältige Unterschiede in der Gestaltung feststellen. Sie äußern sich oft in Details, die aber in der Formulierung der Botschaft entscheidend sein können. So hat Obama im Großteil seiner Sujets den Blick nach rechts vorne gerichtet, den Kopf oft leicht gehoben, mit einem tiefen Kamerastandpunkt aufgenommen. Er hatte sich entschlossen, ganz im Gegensatz zu seinen GegenspielerInnen, für Veränderung zu stehen. Sie hatten sich für Stabilität entschieden, ihre Porträts auf Augenhöhe waren direkt dem Betrachter zugewandt, mit vertrauensvollem, offenen Blick von vorne.
Vier Politikerpersönlichkeiten werden hier neben vielen anderen Sujets aus der ganzen Welt vorgestellt. Lenin, dessen Bild sich vom Revolutionsführer zur Vaterfigur im Schatten von Stalin entwickelte, Che Guevara, der nach seinem Tod immer mehr zum allgemeinen Freiheitsidol stilisiert wurde, die nach Belieben wandlungsfähige ukrainische Präsidentin Yulia Tymoshenko und Arnold Schwarzenegger, dessen Weg vom Bodybilder über die Rolle als Terminator zum Governor von Kalifornien führte. Sie alle zeigen auf, dass politische Plakate zwar nicht mehr das wichtigste Kommunikationsmittel im Wahlkampf sind, aber in der Verdichtung vor allem durch ihre engen gestalterischen Bedingungen alles Wesentliche kurz und knapp auf den Punkt bringen müssen.
Erwin K. Bauer