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Popcorn unterm Zuckerhut, Junge Brasilianische Literatur, Hrsg. Timo Berger, Brasilien bei Wagenbach 2013, 142 S., Euro 9,90

20 Kurzgeschichten von Literaturen, die alle in den 1970ern geboren wurden und in der einen oder anderen Weise ihre Region – ihre Stadt, ihr Land, Lateinamerika – umkreisen: Solch eine Anthologie hat den Effakt, dass man am Ende den gemeinsamen Nenner aller Texte sucht. Was erfahren wir über die Region? Wie sieht das Lebensgefühl dieser Generation ist? Stimmt mein Eindruck, dass hier ein gewissen Fatalismus bis Nihilismus herrscht? Stimmen die Geschichten mit meinen eigenen Erlebnisse, Eindrücken dieser Region überein? Warum träumen die Figuren so oft von Buenos Aires? Eigentlich gibt es keine Antworten auf diese Fragen, und das ist auch eine Qualität dieser Zusammenstellung. Ich habe schon lange – oder noch nie – eine Anthologie junger Literatur aus lateineuropäischen Ländern gelesen: ob die Geschichten sich wesentlich unterscheiden würden? Wahrscheinlich nicht. Die jungen BrasilianerInnen jedenfalls spielen mal auf einer Metaebene (Carlola Saavedra, die einen Dialog mit einer ihrer erfundenen Figuren probiert, inklusiv Rebellion derselben), manch einer ist experimentell (Joao Filho mit seinem blinden Cicerone, wodurch eine andere Form der Beschreibung gesucht, ein wenig auch gefunden wird), anstrengend assoziativ-abrupt (Cecilia Gianetti) oder anstrengend-anders (Laura Erber, die lauter Plot-Ideen aneinanderreiht), andere erzählen intensive Geschichten (Ferrez in „Nachbarn“: der unverschuldete Weg ins Gefängnis), die uns tatsächlich von einer anderen Kultur berichten. In der Mischung der vielen Stile & Themen ist es dem Herausgeber Timo Berger jedenfalls gelungen, eine durchgehend hohe Qualität plus einem kleinen Einblick in die brasilianische Literatur zu geben – und damit ist das Versprechen des Buches trotz des klischeefreudigen Titels eingelöst.

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