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Sergio Pitol, Drosseln begraben, übersetzt von Angelica Ammaar, Wagenbach Berlin 2013, 155 S., Euro 20,50 1

933 in Mexiko geboren, als Literaturprofessor und Diplomat tätig gewesen, gehört Sergio Pitol zu den wichtigsten Literaten Lateinamerikans. Seine hier versammelten Kurzgeschichten von 1957 bis 1980 zeigen eine ungeheure Beobachtungsgabe für Details im alltäglichen Leben. „Noch die banalsten Begebenheiten weisen in ihrer Wiederholung Varianten, Ausnahmen, Nuancen auf“, schreibt er in „Victorio Ferri erzählt eine Geschichte“. Das könnte als Leitmotiv über all diesen Episoden stehen, die in verschiedenen Regionen der Welt entstanden: eine gespenstische Rückkehr nach Warschau, eine aberwitzige Reise mit der Transibirischen Eisenbahn, eine Beichte in Barcelona – alles merkwürdig düster und ausweglos, mit offenem Ende und oft erschöpft. Alles andere als banal, sind es großartige Werke. Denn jede Geschichte ist zugleich auch eine Reflexion über Literatur, über den Akt des Schreibens, die Notwendigkeit des Erzählens. Jede Geschichte sollte unbedingt zweimal, drei mal gelesen werden, immer tiefer hineingeratend findet man dann immer neue Details – und auch Auswege aus dem traurigen Labyrinth in Pitols Welt.

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